wie in unserem ersten offenen Brief erwähnt, wurde am 13. September 2022 eine 22-jährige Kurdin aus der Stadt Saqez namens Jina (Mahsa) Amini von der iranischen Sittenpolizei in Teheran zu Tode geprügelt. Ihr wurde vorgeworfen, den Hijab nicht ordnungsgemäß zu tragen. Leider verstarb sie drei Tage später im Koma an den Verletzungen, die sie während ihrer kurzen Inhaftierung im Hauptquartier der Teheraner Sittenpolizei erlitten hatte.
Der tragische Tod dieses unschuldigen kurdischen Mädchens löste eine Welle von Unruhen und Demonstrationen in Kurdistan und im gesamten Iran aus. Diese Proteste gegen das Regime haben sich inzwischen auf fast hundert Städte von Norden bis Süden, von Osten bis Westen ausgebreitet. Auch in Europa, den USA, Kanada und anderswo finden jetzt Demonstrationen zur Unterstützung und Solidarität mit den Demonstrant_innen im Iran statt.
Zuverlässigen Berichten zufolge wurden allein in Kurdistan 225 Menschen verhaftet (31 Frauen, 194 Männer) und weitere 25 (1 Frau, 24 Männer) durch das direkte Schießen der Terrorkräfte des iranischen Regimes getötet. Die Zahl der Verwundeten in Kurdistan Irans wird auf über 900 geschätzt. In anderen Regionen des Irans wurden 17 Menschen getötet und weitere 200 von den iranischen Sicherheitskräften verhaftet. Diese Zahlen beziehen sich auf den 26. September 2022. Leider befürchten wir, dass die Zahl der Märtyrer und Verwundeten steigen wird, da das iranische Regime auf die Proteste mit mehr Gewalt und Militäraktionen reagiert.
Um von den anhaltenden Protesten in Kurdistan und Iran abzulenken und seine militärische Stärke zu demonstrieren, hat Irans terroristisches Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) nun willkürlich die Bergregionen Kurdistans und das Grenzgebiet zwischen Ost- (Iran) und Südkurdistan (Die Region Kurdistan-Irak) beschossen. Der willkürliche Beschuss wurde auch auf zivil besiedelte Gebiete in den Provinzen der Region Kurdistan-Irak ausgedehnt.
Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, angesichts der wiederholten militärischen Aggression gegen das kurdische Volk durch das iranische Terrorregime nicht zu schweigen.
Noch einmal rufen wir die internationale Gemeinschaft, Regierungsstellen, nichtstattliche Organisationen und Menschenrechtsaktivist_innen auf, ihre Stimme zur Unterstützung der Kurden in Kurdistan und der unterdrückten Völker des Irans zu erheben. Das bedrückende Schweigen der internationalen Gesellschaft gegenüber der Notlage der Kurden und anderer Nationen im Iran muss beendet werden, und die internationale Gemeinschaft sollte das iranische Regime für seine Verbrechen gegen seine eigenen Bürger_innen zur Rechenschaft ziehen.
Aufgrund unserer Erfahrung aus mehr als 40 Jahren Kampf gegen dieses Regime glauben wir, dass die Verwirklichung der Rechte im Iran auf zwei Wegen erreicht werden kann. Erstens durch die Schaffung einer umfassenden und starken Opposition, in der alle Bürger_innen, insbesondere die unterdrückten Nationen des Irans, die Freiheit und Demokratie anstreben, ihre Kräfte bündeln, um dem Regime eine ernsthafte Herausforderung zu stellen. Zweitens durch den friedlichen Sturz des Regimes und die Errichtung eines demokratischen und föderalen Irans, an dem alle verschiedenen Nationen des Landes beteiligt sind und in jeder Hinsicht gleiche Rechte haben.
Ein freier und demokratischer Iran wird nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit der Außenwelt in Frieden leben. Der Iran hat das Potenzial, ein großes Land und ein konstruktives Mitglied der internationalen Gemeinschaft werden, wenn er den Weg zu Freiheit und Demokratie einschlägt. Wir werden zusammen mit anderen unterdrückten Nationen und anderen demokratischen Kräften im Iran den Kampf für unsere nationalen Rechte und die Demokratie fortsetzen. Wir sind nach wie vor bereit, unsere Verantwortung für einen demokratischen Übergang im Iran zu übernehmen und dafür Opfer zu bringen.
Demokratische Partei Kurdistan Iran
Büro für Internationale Beziehungen
28. September 2022